Lieber Konstantin Wecker – DANKE!

Lieber Konstantin Wecker – DANKE!
fotocredit thomas karsten

Danke, dass du seit beinahe einem halben Jahrhundert als Gewissen da bist, als Musiker, der sich bekennt, der Stellung bezieht.

Text; Danny Frischknecht, Beitragsbild Thomas Karsten

Es gab eine Zeit der Liedermacher, der politisch aktiven Künstler im deutschen Sprachraum: Franz Josef Degenhardt, Wolf Biermann Hannes Wader oder eben Konstantin Wecker.

Einige von ihnen sind stiller geworden, andere verstorben – einer ist da, aktueller und aktiver denn je. „Spui ma no a Liedl?“ war nie seine Art, ist es bis heute nicht. Sich Wecker anhören ist kein Ding für nebenher, das ist anstrengend, das braucht Zuwendung und auch etwas Hirnschmalz.


Lieber Konstantin

„“Sage Nein“ Antifaschistische Lieder 1978 bis heute“ heisst dein neues Album auf welchem du, kantiger Bayer und Intellektueller, Musikant und belesener Zeitgenosse uns allen wieder einmal ins Gewissen redest.

Manchmal erschreckt es mich ja selber, wie sich mein Leben verändert hat, vom damals linken, roten, politisch aktiven und demonstrierenden achtzehnjährigen hin zum gesellschaftlich gesettelten, bequem und manchmal auch etwas müde und resigniert gewordenen Mittfünfziger. Darum danke, du rüttelst auf, machst wieder betroffen und wütend und ein Stück weit verzweifelt.

Verzweifelt, weil sich die Geschichte wiederholt, die Rechten Land gewinnen, die ehemals Linken angepasst und machthungrig geworden sind. Schlimmer noch, die Rechten sind nicht nur auf dem Vormarsch, sie sind salonfähig geworden.
Genau darum ist es klar und beinahe zwingend, dass auf deinem Album „Willi“ drauf ist, „Sage Nein“, „Vaterland“, „Die weisse Rose“ oder „Empört Euch“ Wie schrecklich aktuell diese Lieder sind, denen du mit Neuinterpretationen noch mehr Kraft verliehen hast, noch mehr Aufschrei, noch mehr Eindringlichkeit. 

Ich habe mich bei dieser Rezension dafür entschieden, dir einen offenen Brief zu schreiben, weil es irrelevant ist, wie viele Songs auf dem Album sind, wie hochstehend die musikalische Umsetzung ist, wer genau in welchem Lied seinen Beitrag leistet. Es passt einfach, es ist wunderschön in seiner dennoch erschreckenden und aufrüttelnden Art.

Es ist ein Gesamtkunstwerk, weil es stellvertretend ist für eine Tradition des Aufstandes, für die Widerrede, für die Kraft der Wehr- und Wahrhaftigkeit.

Das vielleicht dennoch; die neue Version von „Empört euch!“ ist wunderbar kraftvoll, das vordergründig folkloristische „Bella Ciao!“ einfach grandios und „Die weisse Rose“ nach wie vor tief berührend und eindringlich.

Lieber Konstantin Wecker

Ich danke dir für diese CD, für die Erinnerung daran, dass „ein Schrei nichts ändern kann“, es aber genau darum geht, „ums Etwas tun und nicht ums Siegen“.

Ich freue mich, wenn du unsere Schweiz heimsuchst, damit ich dich und deine Musik nach so vielen Jahren wieder einmal hautnah erleben darf.

Herzlich freundliche Grüsse

Danny Frischknecht


Lassen wir Konstantin Wecker, Hannes Wader und Reinhard Mey hier ruhig und eindrücklich zu Wort kommen – „Es ist an der Zeit!“

Fazit

Warum eine Besprechung zu einem Liedermacher-Album auf einer Rock- und Metalsite? Weil es uns alle angeht und es nicht reicht, an „Rock Gegen Rechts“-Konzerten zu jubeln.  Lasst euch dieses Album nicht entgehen, die Alten, weil es Gefühle aufleben lässt, die wir verschüttet glaubten, die Jungen, weil sich hier ein Stück engagierter Kultur und notwendigen Aufrüttelns manifestiert.

Und damit ihr seht/hört, dass Wecker auch rockig funktioniert, dann hört euch hier die ASP-Version von „Sage Nein!“ an.

Das Album gibt es ab dem 16.11.18 hier:

https://www.wecker.de/de/die-alben/item/358-Sage-Nein-Antifaschistische-Lieder-1978-bis-heute.html

Online

https://www.wecker.de