KISS verabschieden sich…

KISS verabschieden sich…

…und zwar standesgemäss. „You wanted the best, you get the best!“ zumindest von dem, was man erwarten darf.

Text und Bilder; Danny Frischknecht

Ich habe mich im kommenden ARtikel ruf einen Komnzertbericht konzentriert und keine eigentliche Konzertkritik geschrieben. Und nein, ich gehe nicht einig mit meiner Kollegin Nathalie Meyer von negativewhite. Das letzte Schweizer Konzert von KISS war nicht schlecht, war keine Katzenmusik.
Der Sound im Hallenstadion war so gut oder schlecht, wie er im Hallenstadion oft ist. Der Gesang hätte etwas lauter sein können, insgesamt war die Abmischung aber gut.
Richtig ist; KISS sind in die Jahre gekommen. Das bringt es mit sich, wenn man seit mehr als 45 Jahren auf der Bühne steht. Das Kinn von Gene Simmons ist tatsächlich nicht mehr so straff wie vor 40 Jahren, und die Stimme von Paul Stanley ist brüchiger als auf Tourneen in den Achtzigerjahren.
Zudem fehlen KISS seit Jahren das Charisma und die musikalische Begabung von Peter Criss und Ace Frehley.
Und ja, Paul Stanley hat es einmal mehr nicht geschafft, den Peter Criss-Hit – einen der erfolgreichsten KISS-Songs – „Beth“ gut darzubieten.

Trotzdem, die Jungs haben sich in Würde in den Ruhestand verabschiedet. KISS haben an diesem Abend genau das geliefert, was die Fans sehen wollten – „You wanted the best, you get the best!“.
KISS sind ein Gesamtpaket, das auch Musik, Entertainment und einer grossartigen Show besteht. Wer ein KISS-Konzert wegen der musikalischen Exklusivität besuchen will, ist seit den Siebzigerjahren auf dem Holzweg. Sie sind eine musikalisch eher durchschnittliche Rockband – haben aber neben den BEATLES und den ROLLING STONES trotzdem am meisten Platten verkauft – über 100 Millionen.

KISS haben Massstäbe gesetzt, was Entertainment anbelangt. Lange bevor andere Rockbands damit etwas anfangen konnten., haben sie schon realisiert, dass das Publikum unterhalten werden will, dass da auf der Bühne etwas abgehen muss. Lange vor den Classic- und Prog-Rockbands. Selbst PINK FLOYD, GENESIS, YES oder SUPERTRAMP haben erst später grandiose Bühnenshows auf die Beine gestellt – RAMMSTEIN waren noch Feenstaub.
KISS haben die Bühne zum Spielplatz gemacht, ihr Publikum an der Spielfreude teilhaben lassen. Sie hatten keine Berührungsängste mit anderen Musiksparten, ihr Superhit „I Was Made For Loving You Baby“ ist Beweis dafür.
Und KISS verkörpern als eine der letzten Bands den Dreiklang Sex, Drugs und Rock’n’Roll, auch wenn sie dem heute nicht mehr nachleben, nicht mehr nachleben können.
Allein diese Fakten sind Grund genug, einer Band die Ehre zu erweisen, welche Ecken und Kanten hat, ups and downs durchlebte und zu Recht oft und viel Kritik einstecken musste. Dennoch; KISS haben Musikgeschichte geschrieben, und einen Teil dieser Geschichte haben sie im Hallenstadion aufgeführt.

Das Konzert in Zürich war ein cooles Erlebnis, eine Freude für die „alten“ Fans und für die jungen. Die New Yorker Underdogs – denn das waren sie durchaus – haben alle Register ihres Könnens gezogen, mit allen Schwächen, wie man sie bei knapp siebzigjährigen Musikern erwarten muss. KISS haben auf der Bühne mehr gegeben, als ich bei vielen jüngeren Truppen erlebt habe. Action und Spielfreude.
Man mag bemängeln, dass sie nicht perfekt waren, dass Paul Stanleys Gitarrenkünste beschränkt sind und Gene Simmons Blutspuckerei nicht neu. Dabei sollte man aber nicht vergessen, was der SInn und Zweck dieses Konzertes war; ein Abschied von der Bühne, ein Goodbye an die Fans. Und diese Fans sind letztlich der Massstab, ob ein Konzert erfolgreich ist oder nicht. Die Soldaten der KISS-Army jedenfalls haben den Uftritt ihrer Idole mit einer grandiosen Stimmung gedankt, haben ihre Stars gefeiert, sind mitgegangen.
Gene Simmons, Paul Stanley, Tommy Thayer und Eric Singer haben einen guten Job gemacht, eine grandiose Show gezündet. Der Auftritt war in vielerlei Beziehung ein Feuerwerk; die Bühne hat sich hebt und senkt, Paul Stanley, der durch die Halle geflogen ist, Gene Simmons hat mit seiner Zunge gespielt und Paul Stanleys Gitarre hat Feuer gespuckt. Die Pyro war genial, Licht und Sound haben gestimmt. Genau das haben die Fans gewollt, genau das haben sie gekriegt.

Deswegen haben es die alten Herren verdient, mit einem Schulterklopfen in die Pension geschickt zu werden, mit Hochachtung dafür, was sie für die Rockwelt geleistet haben. Nicht, weil sie höchste musikalische Ansprüche erfüllt oder mit beinahe siebzig Jahren ihre Instrumente – Stimme oder Gitarre – perfekt gespielt hätten.
Mit KISS verlassen Urgesteine dessen die Bühne, was wir Hard Rock nennen, vier Musiker, die über vierzig Jahre dafür gekämpft haben, dass das Publikum ein Anrecht auf Unterhaltung, Spass und Action hat. Dafür werden ihnen auf der „End of the Road World Tour“ wiederum hunderttausende Fans dankbar sein.

Meine Herren, das haben Sie gut gemacht; „The fans wanted the best – they got the best“!
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