JOHN MAYALL – ein Nachruf

JOHN MAYALL – ein Nachruf
"Can A White Man Play The Blues?" So hat man sich vor gut vierzig Jahren gefragt, als der britische Sänger und Gitarrist immer mehr Duftmarken im Bluesgeschäft hinterliess. NUn ist er im Alter von neunzig Jahren gestorben.
Danny Frischknecht

Der als letztes Schweizer Konzert geplante Auftritt vom 1. April 2022 kam leider nicht mehr zustande, zu krank war MAYALL da bereits. Letztes Jahr war er neunzig Jahre alt geworden, im Janaur 2022 kam sein letztes Album „The Sun Is Shining Down“ auf den Markt – er hat den Musikmarkt und die Musikgeschichte bis zuletzt mitgestaltet und über weite Strecken geprägt.
Vor ziemlich genau vierzig Jahren habe ich in einer Studentenzeitung einen Beitrag über ihn geschrieben. mit grosser Ehrfurcht darüber, was dieser Mann für die Rockgeschichte erreicht hat, über den Blues hinaus. Es gab keinen grösseren, weissen Bluesmusiker als ihn – es gab lediglich einige, die auf derselben Stufe stehen durften: ALEXIS KORNER vielleicht oder ERIC CLAPTON.

MAYALL war aber nicht nur ein begnadeter Musiker, mit seiner Band „The Bluesbreakers“ war er auch Karriereleiter, eben für ERIC CLAPTON oder PETER GREEN (FLEETWOOD MAC) oderMICK TAYLOR (ROLLING STONES).
Noch wichtiger war, mit wem er im Laufe seines Lebens zusammen gespielt hat, wen er damit direkt oder indirekt beeinflusst hat: GARY MOORE, CHRIS REA, STEVEN VAN ZANDT, TODD RUNDGREN oder JOE BONAMASSA. Und nicht zuletzt zollten ihm viele schwarzen Bluesmusiker Respekt, spielten mit ihm. CHAMPION JACK DUPREE, MUDDY WATERS und ALBERT KING. Selbst der grosse B.B.KING lobte MAYALL als einen der Wegbereiter des modernen Blues.

JOHN MAYALL hinterlässt einen musikalischen Schatz, der weit über seine eigenen Alben hinausreicht. Er hat nicht nur dem britischen Blues neues Leben eingehaucht, ihn weiter entwickelt, mit modernen und fremden Elementen bereichert, er hat vor allem durch seine Zusammenarbeit mit anderen Musikern Spuren hinterlassen, deren Bedeutung man kaum ermessen kann. Solchen Bullshit wie „kulturelle Aneignung“ hat in diesem Zusammenhang nie jemand in den Mund genommen, alle haben begriffen, dass das, was er geschaffen hat, eine kulturelle Bereicherung gewesen war und ist, ein Fussabdruck, der kaum grösser sein kann.

Damit kehre ich zu jenem Beitrag in der Studentenzeitung zurück und der Frage, ob ein weisser Mann den Blues spielen kann. Nein, er kann ihn nicht nur spielen, er kann ihn beeinflussen, weiter entwickeln, bereichern. JOHN MAYALL – rest in peace and keep on bluesing!