Ice Rock Festival 2020

Ice Rock Festival 2020

Bereits zum 18. Mal heisst es in Wasen: „Isch das öppis gsii?“. Das Festival im Emmental ist für viele schon der traditionelle Einstieg ins neue Konzertjahr, meiner einer durfte nun das erste Mal dabei sein.

Text und Bilder: Claudia Chiodi

Aus den ursprünglich geplanten drei Tagen wurde es für mich aus betrieblichen Gründen leider nur einer und so gingen mir doch einige spannende Bands durch die Lappen. Und auch wenn man nicht alles haben kann, dann doch so Einiges. Nach dem Einchecken im günstig gelegenen BnB geht es mit dem Festival eigenen Shuttlebus in Richtung Veranstaltung. Da es noch sehr früh ist, schaue ich mich erst mal um, lange dauert das nicht. Der Veranstaltungsort ist recht übersichtlich, gerade wenn noch nicht viele Leute da sind. Eigentlich gerade richtig, um sich das Kulinarische Angebot genauer anzuschauen. Bodenständig und lecker ist mein Fazit, genau so mag ich das wenn die Aussentemperaturen tief sind. nun bin ich auch für einige Stunden Party gewappnet.

SWEET NEEDLES

Die erste Band dieses Tages kommt aus der Nähe von Paris und wurde durch die Unterstützung von der Souls of Rock Foundation ins Emmental geholt. Mit den jungen Heavy Rockern geht gleich mal ordentlich die Post ab. Ein guter Härtegrad und ein ausgeprägten Bewegungsdrang vor allem des Fronters, welchem offenbar schnell die Bühne zu klein wird und er so öfters den Weg ins Publikum findet, legen gleich mal die Messlatte recht hoch.

Online

https://www.facebook.com/SweetNeedles/

LUCY FOUR

Rockmusik made in Switzerland steht als nächstes an. Auch wenn LUCY FOUR erst gerade mit ihrem Debut Album herausgekommen sind, sind sie eigentlich in der Szenen nicht wirklich unbekannt. Unter dem Namen SEXY waren sie schon einige Jahre unterwegs und auch nach dem Namenswechsel haben sie sich noch immer dem Rock’n’Roll im Stile der 70er verschrieben. Bodenständig mit satten Riffs und melodiösen Einlagen beweisen sie, dass Rock’n’Roll immer geht und ansteckend ist. Genau so gehört offenbar auch der Griff in den Schritt dazu, auch wenn Sänger Pascal Tallarico in der Performance dann doch etwas zu oft zu diesem „Stilmittel“ greift.

Online

https://www.lucyfour.com

EVOLVE

Mit EVOLVE betritt eine weitere erfahrene Truppe aus der Schweiz die Bühne. Der Prog Metal aus Montreux präsentiert sich modern und durch die markante Stimme von JM Viller fehlt auch nicht eine ordentliche Portion klassischer Heavy Metal und den dazugehörigen „Dreck“.

Online

https://www.facebook.com/evolveworld/

BLESSED HELLRIDE

Aus Trier kommt eine weitere Band aus der Ecke Heavy Rock ans Icerock Festival. Nicht nur optisch erinnern die Herren von BLESSED HELLRIDE an eine Bikertruppe mit ihren Kutten, kompromisslos brettern sie musikalisch durchs Vorabendprogramm. Wuchtig, gradlinig und leidenschaftlich dröhnt es durch die Gegend, gutmütig ruppig geht es auf der Bühne zu, während sie Vollgas geben. Bastards & Outlaws ist nicht nur der Name der Debut Scheibe sondern auch Programm.

Online

http://www.blessed-hellride.com

EVERGREY

Nicht ganz ein Jahr alt ist die aktuelle Scheibe The Atlantic der Band aus Göteborg, noch gab es in heimischen Landen nicht viel Möglichkeit Stücke davon live zu hören. Die Experten mögen sich streiten ob man die Band eher dem Dark Melodic Metal oder dem Prog Metal zuordnen soll, den Fans ist es egal. Komplexe Strukturen in den Kompositionen, hammerharte Riffs, getragene Elemente  kombiniert mit düsteren und teilweise auf das wesentliche reduzierte melodiöse Parts verweben sich zu ergreifenden und mitreissenden Geschichten. Einige technische Probleme kann die routinierten Musiker nicht aus dem Konzept bringen und nachdem die Abmischung angepasst ist, ist auch die ruhige und doch markante Stimme von Tom S Englund im Gesamterlebnis enthalten.

Online

https://www.facebook.com/Evergrey/

DYNAZTY

Praktisch direkt vom Videodreh und den letzten Arbeiten fürs nächste Album kommen die letzten Gäste des Abends. Nach der Tour im Frühjahr 2019 kann man die Musiker ebenfalls aus Schweden nun das zweite Mal mit dem noch aktuellen Longplayer  Firesign in der Schweiz erleben. Anhand einiger Gesten ist auch hier offenbar ein Problem im soundtechnischen Bereich aufgetaucht. Diesmal betrifft es aber nur die Bühne, im Publikum ist davon nichts zu merken. Satte Riffs von den beiden Gitarren, schnelle Rhythmen und eine prägnante Cleanstimme zu griffigen Melodien sind das gut funktionierende Rezept von DYNAZTY und punktet auch in dieser Nacht.

Online:

http://www.dynazty.com

Während bei anderen Veranstaltungen kaum sind die letzten Töne verklungen die Gäste zügig rausgekehrt werden, geht es am Ice Rock erst einmal an die Bar. Noch einige Stunden wird hier weitergefeiert, mit Veranstalter und einzelnen Musikern. Erst nach 3 Uhr werden wir dann doch zu den letzten verbleibenden Shuttlebussen gebeten.

Mein erster Besuch am coolsten Festival seit es Schnee gibt, auch wenn dieser sich in diesem Jahr vorsorglich nicht blicken liess, hat einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Hervorragende Bands, familiäre Atmosphäre, alles an Infrastruktur was es braucht und eine vielleicht für die Region typische, sympathische Gelassenheit.

Isch das Öppis gsi? Uf jede Fall!