GREENFIELD – Donnerstag part one

GREENFIELD – Donnerstag part one

Es gibt eine etwas spezielle Berichterstattung vom diesjährigen GREENFIELD-Festival – fangen wir mal damit an.

Bilder und Text Danny Frischknecht

Das erste Spezielle ist, dass vom Donnerstag die Bilder und der Text in einem weiteren Beitrag kommt, weil unsere Melanie dieses Jahr zum ersten Mal dabei war und gleich die anspruchsvollste Aufgabe übernommen hat – weil El Capo zu der Zeit bereits auf dem Heimweg war…

Endlich wieder – „The Reanimation“

Zwei Jahre blieb es still auf dem Flugplatz Interlaken – dieses Jahr kracht es wieder. Sofort fällt auf, dass sich einige Dinge geändert haben. Beispielsweise stehen gleich hinter der Bühne Häuserblocks – da standen früher noch Tourbusse und Camions. Das hatte wohl auch Einfluss auf die Organisation der einzelnen Bereiche. Presse- und VIP-Bereich haben die Seite gewechselt, das VIP Village mit Camping wurde ausgebaut – der Hangar bleibt leer – und es stehen keine Pissoirs mehr davor – kein Nachteil 😉
Die Struktur des Festivals hat sich im Grossen und Ganzen aber nicht geändert, Wiederholungstäter finden sich gleich zurecht. Neu hingegen ist der „Shelter 666“ – ähnlich dem Wasteland am W:O:A. So bietet das GREENFIELD beide Themengebiete – Shelter und Mittelaltermarkt – wie ihn auch das Festival in Norddeutschland schon länger kennt. Der „Shelter 66“ macht auf jeden Fall Spass – der gleichnamige Verein hat sich wirklich richtig Mühe gemacht.

Nach den Alphornbläsern ist vor ME FIRST & THE GIMME GIMMES

Kämen wir also zur Musik. Die Alphorneröffnung habe ich verpasst, meine erste musikalische Erfahrung waren ME FIRST & THE GIMME GIMMES, eine Art Punk-Supergroup mit Mitgliedern bekannter Bands, Sänger Spike Slawson etwa von SWINIGIN‘ UTTERS, Gitarrist Joey Cape und Drummer Dave Raun von LAGWAGON, Gitarrist Chris Shiflet von den FOO FIGHTERS und Bassist CJ Ramone von den gleichnamigen RAMONES. Das war es dann aber auch schon mit der Faszination der Truppe. Die Band spielt Punk-Covers, hat sich lustig und bunt angezogen und – begeistert nur bedingt. Mich zumindest, denn die abgelieferte Qualität entspricht nicht dem Potenzial der Mitglieder. Die GIMME GIMMES sind für mich ein Beispiel dafür, dass gute Einzelspieler kein Dreamteam ausmachen. Der Auftritt war okay, das Publikum hatte einigermassen Spass und als Opener brennt ja der Himmel auch noch nicht so ganz toll. Immerhin, ein Start ins Festival mit Spassfaktor.

GOGOL BORDELLO? GOGOL BORDELLO!

Es geht gleich bunt weiter, mit der New Yorker Roma-Punk-Dub Band GOGOL BORDELLO. Die Truppe um den Ukrainer Eugene Hütz besteht aus Musikern aus Israel und Osteuropa. Der Name wurde inspiriert durch den russischen Autoren Gogol und seinen exzessiven Aufenthalten in Bordellen. Hütz hat auf vielen Hochzeiten getanzt, unter anderem in einem Film von MADONNA sowie als ihre Supportband. Am GREENFIELD hat er sich – inklusive eines Teils seiner Band – visuell und verbal als Freund von Stinkefingern und fuck oder motherfucker hervorgetan. Musikalisch hingegen ist das ein anderes Kaliber. Die Band gibt Gas, zieht das Publikum mit ihrem speziellen Sound schnell in ihren Bann. Die Instrumentalisierung der Band ist interessant, neben Gitarre, Schlagzeug und Bass finden sich Geige, Percussion und ein Akkordeon. Es gibt viel Action auf der Bühne, viel Farbe und viel Kreativität – und viel Wut. Und diese Wut ist es, die den Auftritt aus meiner Sicht trübt, weil es schien, dass sich diese Wut auch gegen das Publikum richtete. So bunt wie GOGOL BORDELLO aussehen, so bunt, wie ihre Musik ist – so bunt erschien mir die Stimmung nicht.

ELECTRIC CALLBOY – das Festival hat begonnen…

Ich relativiere meine Aussage gleich ein wenig, weil ich den Auftritt von KORN nicht gesehen habe, aber die Deutschen waren eindeutig der erste richtige Höhepunkt des Tages, für mich klar die beste Band. Was die sympatischen Jungs ablieferten, war Party pur. Es dauerte nur kurz, bis man sich an das Outfit – Homedress in Stinkeplastik – gewöhnt hatte. Was dann folgte, war eine Band, die einerseits die Bühne rockte, andererseits das Publikum zum Tanzen und Kochen brachte. Der Kontakt zur Menge war in Kürze hergestellt, die Band interagierte und knallte den Fans ihren fetten Sound um die Ohren. Für die Band mag es ein Warmlaufen für das NOVA ROCK gewesen sein, an dem sie am Samstag auftraten, für das GREENFIELD war es das erste, richtige Highlight.

Der Wolf heult nur verhalten…

Möglicherweise habe ich die deutschen Powermetaller einfach schon zu oft live gesehen. Viele Bands haben ihren Stil, einige auch ihr unverkennbares Outfit, manche auch ein Thema, das sich durch ihre Musik zieht. SABATON etwa mit ihrem Faible für Schlachten und Militaria, AMON AMARTH als Vikingmetaller oder BEHEMOTH als Meister der schwarzen Messe. POWERWOLF gehören für mich zur Kampfklasse von SABATON, welche mittlerweile einiges ihrer Faszination verloren haben – die Bands können mich nicht mehr überraschen. Und so geht es mir auch beim Auftritt der Wölfe am GREENFIELD – es ist leider nicht mehr als ein gefälliger Gig mit den üblichen Sprüchen zur heiligen Messe des Metal oder dem Ruf nach Blut. Einige Reize bot die Pyro, ansonsten alles beim Alten. Es mag daran gelegen haben, dass die Gitarrenfraktion ausgedünnt war und mit Ersatzspielern arbeiten musste – ein überzeugendes Statement war dieser Auftritt nicht.

THE OFFSPRING – peinlicher geht immer

Bei alternden Rockstars gibt es zwei Kategorien; die Einen geben alles, bringen neue Musik, erstaunen mit hoher Bühnenpräsenz und lassen ihr Alter vergessen. Beispiele gefällig? SAXON etwa oder die ROLLING STONES, um nur zwei zu nennen.
Dann gibt es die andere Kategorie, welche von ihrem Erfolg lebt, nichts Neues mehr schafft und nur noch ihre alten Hits herunterspielt – mehr oder weniger motiviert und engagiert. Beispiel gefällig? THE OFFSPRING!
Als einzige Band am GREENFIELD legte die Truppe einen Fotovertrag auf, wollte die Kontrolle über das zu veröffentlichende Bildmaterial. Eines kann gesagt werden; von einem dermassen statischen, langweiligen Auftritt kann es kaum Bildmaterial geben, das in welcher Weise auch immer kommerziell genutzt werden könnte.
THE OFFSPRING haben den Slot als Co-Headliner schlicht nicht verdient, im Kontakt zum Publikum wurden Allgemeinplätze von der Bühne geschmissen, musikalisch gab es keine Highlights, nichts Neues. THE OFFSPRING waren langweilig, beinahe peinlich – es genügt einfach nicht, die alten Hits zu spielen und dabei auf der Bühne zu stehen wie eine adrette Schulband beim Abschlussball. Das war dermassen weit vom ehemaligen Punk entfernt wie der Nord- von Südpol – weiter geht nicht. Schlicht und ergreifend – ein Auftritt zum Vergessen.

Und sonst?

Wie gesagt, über den zweiten Headliner KORN wird unsere Melanie Bilder und Text liefern. Ansonsten deponiere ich hier gerne zwei Wünsche ans GREENFIELD; einerseits einen kürzeren Zugang zum Fotograben aus dem Medienbereich. Die Bands spielen in einem relativ hohen Takt und der Weg zwischen den beiden Bühnen ist weit genug.
Andererseits; eine Bühne, die etwas weniger hoch ist oder ein Graben, der etwas breiter ist. Oder – man schaue bei den Kollegen vom SUMMERBREEZE vorbei; eine Art „Vorbühne“, auf welcher die Fotografen für die ersten drei Songs stehen und richtig gute Bilder machen können. nur so als Idee.
Ansonsten bleibt nach dem ersten Tag zu sagen; der VIP/MEMBER/MEDIEN Bereich ist angenehm gemacht, etwas wärmer als der Hangar, aber mit gutem Angebot. Etwas geschwächelt hat das WLAN, in der Zeit von Handyhotspots aber ein Luxusproblem.
in diesem Sinn an Michi Andai; danke für die Unterstützung und Betreuung der Presse!