GLOWING SHELTER – Daniel Schöni im Gespräch

GLOWING SHELTER – Daniel Schöni im Gespräch

Wir haben kürzlich eine Review über das Debutalbum von GLOWING SHELTER veröffentlicht. Als Ergänzung liefere ich hier ein Interview mit dem neuen Drummer dazu.

Danny Frischknecht

RN: Hallo Dani, schön, dass du dir Zeit genommen hast. Warum heisst GLOWING SHELTER so und warum sollte man sich die Kapelle merken?

DS: Also ursprünglich wusste ich das auch nicht, weil ich ja erst seit relativ kurzer Zeit dabei bin. Nachdem die Band 2010 gegründet wurde, hatten die Mitglieder schon bald den Eindruck, dass ihr Übungsraum eine Art Ruheraum wäre, ein Ort des Rückzuges, eben ein „Strahlender Zufluchtsort“, in welchem sie die alltäglichen Probleme hinter sich lassen konnten.
Den Namen sollte man sich deshalb unbedingt merken, weil in diesem Rückzugsort durch eine enge Zusammenarbeit ein authentisches Songwriting möglich ist, das dann wiederum einen authentischen Sound ergibt.

RN: Ich habe euch nicht gekannt, obwohl ihr live schon ziemlich aktiv seid. Ihr seid ein klassischer Newcomer. Wie berühmt möchtet ihr werden? Wie weit soll die Reise gehen?

DS: Das ist eher zweitrangig. Es ist ja auch fraglich, woran man diesen Ruhm messen soll. Wir wollen professionell Musik machen in einem Rahmen, in welchem es uns auch noch Spass macht. Coole Konzerte spielen und eine gute Fanbase aufbauen – das treibt uns an. Mit einer Fokussierung auf das Berühmtsein kann dir schnell die Leidenschaft abhanden kommen, und die ist für uns sehr zentral.

RN: In der Schweiz können es sich viele Bands leisten, Musik nebenher zu machen, weil sie einen guten Job haben, um ihr Hobby zu finanzieren. Könnte es sein, dass Schweizer Bands weniger Erfolg haben, weil sie zu wenig hungrig sind?

DS: Ich habe das schon in verschiedenen Bands erlebt, dass es irgendwann stagniert, nicht über einen bestimmten Punkt hinausgeht. Ich habe aber den Eindruck, dass das eher damit zu tun hat, dass es in der Schweiz eine enorme Flut von Bands gibt, die sich eine beschränkte Zahl an Auftrittsmöglichkeiten teilen müssen. Auch auf Onlineplattformen wie MX3 gibt es eine riesige Menge an Bands. Klar ist da viel Schrott, aber eben auch viel Qualität, viel wirklich gute Musik. Da braucht es halt auch eine ordentliche Portion Glück, damit du aus dieser grossen Menge auch guter Musik herausstichst und entdeckt wirst. Das Problem scheint mir also eher die enorme DIchte als der fehlende Hunger.

RN: Worauf kann man sich bei eurem Debutalbum freuen?

DS: „Odyssey“ weckt Emotionen, es ist nachvollziehbar, was wir aussagen wollen, auch wenn jemand nicht so gut Englisch versteht. Ich empfinde es als Album ohne Clichées, bietet harte und sanfte Passagen. Ich glaube, es spricht auch Menschen an, welche sich auf den ersten Blick mit Rock eher etwas schwer tun.
Unsere Texte sind aus dem Leben gegriffen, zeigen Nuancen der Odyssee auf, die das Leben so ist. Da kommt viel Empfinden von uns als Band heraus, von Sandro Kläusli, der die Songs schreibt.
Ich denke, darauf kann man sich freuen, also auf die CD und natürlich auch auf die Konzerte.

RN: Die Rockecke ist ziemlich dicht bestückt, es gibt viele Bands, die Hardrock, Indie oder Alternative machen. Marketingtechnisch braucht eine Band da ein Alleinstellungsmerkmal. Was ist eures?

DS: Darüber haben wir uns viele Gedanken gemacht. Wir fanden das aber gefährlich, da wir nicht daran scheitern wollten, weil wir auf Teufel komm raus ein solches Merkmal konstruiert haben. Wir bauen da lieber auf unsere Stärken und hoffen, dass wir damit überzeugen, weil wir eben authentisch und unverkrampft sind..

RN: Vom Härtegrad her gehört ihr im Alternative schon eher zu den fetzigeren Bands, bei denen es auch mal rocken darf. Habt ihr konkrete Vorbilder?

DS: Da muss man etwas aufpassen, wir wollen ja nicht, dass man uns dann nur noch mit diesen Vorbildern vergleicht. Aber da gibt es schon Bands, die uns ein Stück weit geprägt haben. Da wäre zum Beispiel ALTER BRIDGE, also Kinder der Neunziger hat uns bestimmt auch die auslaufende Grunge-Welle geprägt, SOUNDGARDEN, FOO FIGHTERS und Konsorten auch ruhig als Vorbilder nennen kann. Das merkt man bestimmt ein Stück weit an unserem Songwriting.

RN: FOO FIGHTERS sind da ein gutes Stichwort. Dave Grohl ist ja eigentlich ein Erfolgsmodell sondergleichen. Vom Drummer zum Gitarristen und Frontmann, zu einem der grössten Rockmusiker. Ist Grohl für dich als Drummer auch jemand, der dich beeindruckt hat?

DS: Ja, vielleicht eher später. Als ich mit neun Jahren angefangen habe zu spielen waren meine Vorbilder TAYLOR HAWKINS oder CHAD SMITH. Bis ich dann irgendwann gerafft habe, dass der, welcher bei NIRVANA getrommelt hat, ist derselbe, der bei den FOO FIGHTERS singt. Dann habe ich mich dann schon mit ihm befasst. Sein Können am Instrument hat mich dann schon beeindruckt, allerdings weder durch die FF oder NIRVANA, sondern durch die ZAC BROWN BAND oder Gastauftritte bei den QUEENS OF THE STONE AGE.

RN: Als Drummer stehst du zwar häufig auf einem Podest, bist extrem wichtig für die Band, im Zentrum stehen dann aber eher die Diven am Mikrofon oder den Sechssaitern. Ist das nicht frustrierend?

DS: Also ich fühle mich eigentlich nicht unbemerkt. Ich geniesse es, als Handwerker quasi den Dienstleister zu geben. Mein Job ist ein solider Beat und eine Unterstützung der restlichen Band. Ich liebe das. Bei verschiedensten Bands und in vielen Locations habe ich schon gespielt, neben dem Auf- und Abbau habe ich aber kaum Stress. Und wenn nach dem Konzert Leute zu mir kommen, dann wollen die meist über das Schlagzeugspielen reden, und das finde ich richtig geil. Ich finde das nicht extrem schlimm (lacht).

RN: Es ist aber schon spannend, dass in einer Band Drummer und Basser sehr wichtig sind, aber eher wenig wahrgenommen werden. Wenn du dann schaust, wo Drummer und Bassisten sich musikalisch ausdrücken, geht es eher weg vom Rock in Richtung Jazz. Da gibt es dann Drummer, die spielen auf und haben eine Band dazu, ein Ensemble. Wo lebst denn du in der Rockband deine Kreativität aus?

DS: Ich trage eigentlich relativ viel zum Arrangement bei, os haben sich beispielsweise auch die Songs von GLOWING SHELTER nochmals verändert, seit ich dabei bin. Das hat natürlich viel damit zu tun, dass ich den Song eher als Ganzes sehe, weil wir ja auch den gesamten Song supporten müssen. Beim Gesang und bei den Gitarren sind eher partielle Highlights wie Soli oder Riffs wichtig sind.

RN: Du bist relativ kurz bei der Band dabei. Was waren in diesen zwei Jahren die Highlights? Hat sich auch etwas geändert, seit du dabei bist?

DS: Vor meinem Einstieg hatten GLOWING SHELTER schon viele coolen Gigs gespielt, am SEEROCK Festival oder als Support von CHRIS SLADE. Das war dann aber etwas eingeschlafen. Vielleicht hat mein Dazugekommen zu einem Motivationsschub geführt, das ist ja bei Neuzugängen oft der Fall. Ich habe aber auch das Glück, dass ich mittendrin in einem coolen Projekt sein darf, einer spannenden Station, nämlich dem Album. Wir haben das ja ab letztem September eingespielt. Wir haben uns da viel Zeit gelassen und uns ein neues Gesicht gegeben. Das Debutalbum ist für eine Band extrem wichtig. Es ist das erste Lebenszeichen, das bleibt.
Es ist ja auch extrem cool, dass GLOWING SHELTER bereits bekannt sind und viel gespielt haben, auch ohne, dass da ein Album vorlag.

RN: Eure Berner Oberländer Fanbase scheint ziemlich treu zu sein. Das ist ein Stichwort. Interessanterweise kommen in bestimmten Stilrichtungen viele Bands aus dem Grossaum Bern. Beispielsweise all diese SRF3-Lieblinge wie LO & LEDUC. Je härter der Sound dann aber wird, umso mehr verlagert sich das Ganze dann weg vom Bärnbiet.

DS: Ja, das Bärnbiet scheint schon eher Indie oder Pop zu sein. Oder dann halt die Mundart. Da war für mich der Wechsel an die GOTTHARD Drumschool schon wichtig, der Wechsel hier in die Rockcity Winterthur. Es ist ja schon so, dass härtere Rockbands aus dem Schweizer Osten kommen.

RN: Hast du eine Erklärung, warum Bands wie JACK SLAMER, PABLO INFERNAL oder ELUVEITIE aus dem Raum Winterthur kommen?

DS: Ich kann dir nicht sagen, warum das so ist, aber es ist Fakt. Zu GÖLÄ-Zeiten hatte ich eigentlich das Gefühl, Bern wäre Rock, aber das ist entweder lange vorbei oder hat nie gestimmt.

RN: Was ich gerne mache, sind so einige Stichworte, die ich gerne so spontan wie möglich beantwortet habe. Also nicht lange überlegen, sondern einfach antworten, was dir gerade in den Sinn kommt.
Geld

DS: Mangelware (lacht).

RN: Heimat

DS: Heimat? Uuh, schon zu lange überlegt. Heimat ist dort, wo das Gefühl stimmt.

RN: Freundschaft.

DS: Freundschaft ist unersetzlich.

RN: Erfolg.

DS: Relativ.

RN: Familie

DS: Wichtig.

RN: Und das Letzte: Schweiz.

DS: Schweiz? Insel! Und das finde ich positiv, ich bin ja auch dankbar, dass ich hier leben darf.

RN: Zum Schluss, gibt es noch etwas, was du euren Fans sagen möchtest?

DS: Unser neues Album ist etwas für alle da draussen, auch um zu zeigen, dass Rockmusik nicht tot ist – auch im Kanton Bern.

RN: Daniel, wir wünschen euch viel Erfolg mit eurem Album und freuen uns, wenn wir euch auf der Bühne sehen können. Herzlichen Dank!