GAGI – Rest In Peace!
Es ist nur eine kleine Meldung, einfach eine weitere Todesanzeige – für einige Menschen im meinem Alter aber viel mehr.
Danny Frischknecht
Freddy Geiger, ganz vielen Musikfreunden besser bekannt als „Gagi“, ist verstorben.
Vor einer Woche hat sein Herz aufgehört zu schlagen. Und das Bild im Inserat ist bezeichnend; „Gagi“ war der Gründer dessen, was heute das Openair St.Gallen ist.
1977 war ich gerade einmal 16 Jahre alt, das erste Festival, das ich besuchen durfte, fand auf dem Abtwiler Sonnenberg statt. Organisiert wurde es von einem, der bis dahin als Veranstalter von kleineren Konzerten und Discos in der Region bekannt geworden war. Und wer hätte damals gedacht, dass bereits einige Jahre später Stars wie JOAN BAEZ, RORY GALLAGHER, JIMMY CLIFF, ARLO GUTHRIE oder die BLUES BAND auftreten würden.
Ich werde nie vergessen, wie die ersten Jahre durch Konzertabbrüche am Sonntag geprägt waren, 1980 fand die „Mutter aller Schlammschlachten“ statt, der St.Galler Bahnhof sah aus wie eine Baustelle, die SBB hatten mussten den einen oder anderen Zug wohl mit dem Heisswasser-Kärcher reinigen.
Das Openair wuchs sehr schnell, aus den 2048 des ersten Jahres wurden schnell 8’000, 14’000, 23’000 und 1981 zügelte das Festival dann ins Sittertobel, wo es bis heute stattfindet.
1985 kam das Openair dann unter neue Führung, die „Hobby-Organisation von Gagi und seinen Kumpels kam anscheinend ans Limit. Ob es wahr ist, wissen wohl nur die Beteiligten, für viele Fans war klar, dass GAGI abserviert worden war. Nichtsdestotrotz war er weiterhin dabei, 1989 wurde er sogar auf die Bühne gerufen, als sich HERBERT GRÖNEMEYER lauthals über die Geschäftemacherei der Veranstalter beklagte – und Gagi gerufen wurde, um die Wogen zu glätten. Selbstverständlich hat GRÖNEMEYER sein Konzert zuende gespielt und seine Gage keiner gemeinnützigen Organisation gespendet.
Damit endete dann irgendwie die Ära Gagi am OASG. In den letzten drei Jahren hat es das Schicksal nicht mehr gut gemeint mit ihm. Er ist schwer erkrankt, in der Folge erblindet – und scheint seinen Lebensmut dennoch nicht verloren zu haben. Vor knapp einer Woche endete ein erfülltes Leben eines Mannes, der weit mehr für die Musik- und Konzertgeschichte in der Schweiz getan hat, als es die relativ kurze Zeit als Organisator vermuten lässt.
Gagi, du hast einen Grundstein gelegt, hast das lange Zeit wichtigste und beste Openair der Schweiz zum Leben erweckt und zu einer Grösse und Bedeutung geführt, die bis heute wirkt. Danke dafür, danke für die vielen Erlebnisse am Openair, die mein Erwachsenwerden begleitet haben – „rock in peace“!
Mehr zur Geschichte des Openair St.Gallen findet sich hier:
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