Eluveitie; die alten Helvetier leben noch – und wie!
Seit einigen Wochen höre ich ein Album fast täglich. Es heisst „Everything remains as it never was“ von ELUVEITIE aus Winterthur. Am Anfang musste ich mich etwas hineinhören, mit der Zeit wurde mir der Celticmetal-Sound immer vertrauter. Metal mal anders als bei Motorhead, Slayer oder Megadeth. Zugegeben, ELUVEITIE gehören in die PaganMetal-Sparte wie etwa die finnischen Korpiklaani – die übrigens auch bei „nuclear blast“ unter Vertrag sind.
Ich habe ELUVEITIE erstmals mit Titeln aus ihrem Album Slania gehört, das ähnlich daherkommt wie „Everything remains…“, auch eine Mischung aus richtig harten Metalnummern wie „Bloodstained Ground“ und sehr melodiösen Stücken wie „Anagantios“. „Everything remains…“ ist aber runder, eine harmonischere Scheibe. Anstelle einer Sammlung verschiedener Nummern erscheint eine Geschichte mit verschiedenen Kapiteln. Den Anfang macht „Otherworld“, eigentlich nicht mehr als ein sehr poetisches Intro, das dann nahtlos in den Titelsong übergeht. Fast schon etwas „poppig“ kommt „Thousandfold“ daher, wäre da nicht die Reibeisenstimme von Chrigel Glanzmann.
Schlag auf Schlag folgt dann „Nil“, ein beinahe klassisches, orchestrales Arrangement, wäre da nicht die Reibeisenstimme.
„The essence of the Ashes“ ist Metal pur, nicht sehr schnell aber mit gutem präzisem Beat und Tempowechseln, die scheinen, als würde zwischen Metal und Celtic hin und her geflirtet. Selten haben sich Ibanez, Distortion und Whistles so gut vertragen.
Mit „Isara“ startet dann die melodiöseste Nummer des Albums. Wären ELUVEITIE aus Schottland, so würde man Highlandwiesen vor sich sehen mit rauschendem Wasser, pfeifenden Vögeln und tanzenden Elfen. So muss man sich eher das Tösstal vorstellen, mit dieser Untermalung würde selbst das romantisch daherkommen.
Bloss nicht ausruhen und zuviel Romantik geniessen. Die Glanzmann-Röhre ruft schnell in die Gegenwart zurück; „Kingdom come undone“ fetzt dann, was das Zeug hält. Da schimmert der Folk der Helvetier nur noch abschnittweise durch, ansonsten Metal vom Feinsten, schnell und „loud and proud“ zu hören.
„Quoth the raven“ ist eine Nummer zum Geniessen, verzerrte Gitarren und Pipes, ein moderater Rhythmus und vor allem schöne Stimmkombinationen. Eine meiner Lieblingsnummern auf diesem Album. „Dominion“ setzt dann einen Zahn zu, eine Mischung aus Drumfeuerwerk und ruhigeren Passagen, in denen die Stimmen dominieren. Dominion prägt sich ein, lässt nicht mehr los.
Mit „Setlon“ folgt eine keltische Geschichte, ein Stück, das einen Pubaufenthalt versüssen kann, das zum Feiern und Tanzen einlädt – für einmal rein instrumental. Mit „Sempiternal Embers“ steigert sich das Tempo dann wieder, der Folk-Grundton wird ergänzt durch harte Gitarrenriffs und die Reibeisenstimme… Mir gefällt der Rhythmus des Stücks, der bringt Füsse zum Zucken. „Lugdunon“ hingegen ist für meinen Geschmack zu seicht geraten, ein hübsches Arrangement zwar, aber nicht viel mehr. „The Liminal Passage“ versöhnt dann wieder, eine Nummer, die sich einschmeichelt, den Abschluss bildet und den Kreis eines sehr runden Albums schliesst.
„Everything Remains as it never was“ ist definitiv das beste Album, das ich dieses Jahr gehört habe – und da gab es einen schönen Haufen anderer Gelegenheiten. ELUVEITIE zeigt, dass guter PaganMetal nicht nur aus dem hohen Norden kommt. Ein Album, das zum Stock gehört. Die alten Helvetier leben eben doch noch – und wie!