BLIND GUARDIAN in der Halle 622

BLIND GUARDIAN in der Halle 622

Gemeinsam mit GAMMA RAY hielten BLIND GUARDIAN in Zürich Hof. Ein deutscher Abend, da der Fotograf und Schreiberling zu spät kam, um ILLUMISHADE auch noch abzulichten und anzuhören.

Bilder und Text Danny Frischknecht

Wie man hörte, haben Fabienne Erni und Jonas Wolf gemeinsam mit ihren Kumpels für einen sehr stimmigen Auftakt in der Halle 622 gesorgt. Etwas anderes erwarten wir auch nicht, wenn die ELUVEITIE-Mitglieder unterwegs sind.

GAMMA RAY

Die deutschen Powermetaller waren mein persönlicher Headliner. Warum? Zuerst einmal, weil die Jungs einhundertfünfzig Prozent gaben, weil sie Spass hatten und weil sie neben der Musik auch dem Auge etwas boten. Ich mag es, wenn die Rock- und Metal-Attitüde spielerisch wirkt, unverkrampft und mit viel Spass. Musikalisch? GAMMA RAY ist deutscher Powermetal mit Geschichte und Gütesiegel. Die Mannen spielen schon so lange – seit 1989 genau – dass ihnen kein Parkett mehr unbekannt ist, es wohl nicht soo viele Bühnen gibt, auf welchen die Jungs schon standen. KAI HANSEN ist seit Beginn am Start, nachdem er seinen Job bei HELLOWEEN an den Nagel gehängt hat. Und trotz über dreissig Jahren Bestand hat die Band erstaunlich wenige Lineupwechsel hinter sich. Zwar ist die Mitgliederliste seit damals fast vollständig ausgewechselt, insgesamt waren das aber wenige Menschen.
GAMMA RAY waren in der Halle 622 ein mehr als würdiger Supporter – wie gesagt, für mich noch mehr als das.

BLIND GUARDIAN

Nun also zu Hansi Kürsch und seinen Jungs. BLIND GUARDIAN sind noch einmal etwas länger im Geschäft und gehören zu den etabliertesten deutschen Metalbands. Auch sie haben rund um den Globus getourt, wohl praktisch jedes Festival mit Rang und Namen einmal gespielt. BLIND GUARDIAN sind eine grosse Nummer, ohne Zweifel.
Mein Fall ist die Band nur bedingt. Klar ist es eindrücklich, wenn das Publikum jedes Wort der Bandhymne „The Bard’s Song (In The Forest)“ mitsingt, besonders eindrücklich, wenn das am SUMMERBREEZE Openair vor heimischem Publikum geschieht – Gänsehaut inklusive.
Ansonsten springt bei mir der Funke nie so ganz über. Klar, die Band hat sich gewandelt, in ihren zwölf Alben hat sie sich von einer reinen Speedmetalband zu einer eher progressiven Metallertruppe verändert. Ihre Tracks sind heute weit komplexer, oft lösen sich bekannte und erwartete Strukturen beinahe auf und werden neu zusammengefügt.
Und trotzdem hat mich die Band auch in der Halle 622 nicht gepackt. Dass sie fotografisch nicht viel hergeben, ist kein Problem, das tun andere Hammerbands auch nicht. Aber irgendwie weiss ich nicht so recht, woran ich mit den Jungs bin. Spielen sie jetzt noch Speed oder Thrash? Oder ist das eher Folkmetal oder eben Prog? Für mich ist das zu wenig fassbar, bleibt „Flickwerk“, wobei ich das nicht so negativ meine, wie es klingt.
Was man sagen kann; die Fans hatten ihre helle Freude – und zelebrierten natürlich den „Bard’s Song“. Bei mir blieb aber ein ähnlicher Eindruck hängen wie beim letzten Konzert von BARCLAY JAMES HARVEST. Jeder schien nur auf „Hymn“ zu warten – bei BG zumindest sehr viele auf die oben erwähnte Hymne.

Fazit

Es war ein gelungener Abend, gute Stimmung, gute Gespräche, gutes Bier. Insgesamt gute Musik und eine erfreuliche Fotoausbeute. Auch wenn es mich nicht vom Sockel gefegt hat – die Fahrt nach Zürich hat sich auf jeden Fall gelohnt.