AMON AMARTH – Jocke Wallgren im Gespräch

AMON AMARTH – Jocke Wallgren im Gespräch

JOCKE WALLGREN ist seit 2017 der neue Drummer von AMON AMARTH. „Berserker“ ist das erste Album, bei dem er auch aktiv mitgemischt hat. Ich hatte Gelegenheit, mit ihm via Skype ein Gespräch zu führen.

Danny Frischknecht

RN:     Hi Jocke, danke, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Ich hoffe, es geht dir gut?

Jocke Wallgren an seinem Arbeitsplatz

JW:     Ja, mir geht es wirklich gut.

RN:     Dein Name klingt ein wenig nach Astrid Lindgren, so nach Michel aus Lönneberga. Aus welcher Gegend in Schweden stammst du?

JW:     Ich wohne in der Region um Stockholm, etwa zwanzig Minuten ausserhalb der Stadt.

RN:     Wir im Süden haben die Vorstellung, dass Schweden gross, blond und blauäugig sind – was ist bei dir falsch gelaufen?

JW:     lacht – Naja, das hat einen einfachen Grund. Ich bin ursprünglich chilenischer Abstammung und wurde mit zwei Monaten adoptiert. So bin ich Schwede geworden – heute fühle ich mich hier sehr wohl und als richtiger Schwede.

RN:     In der Schweiz gab es einen beliebten Politiker, der gesagt hat: Heimat ist da, wo du keine Angst haben musst. Was bedeutet dir der Begriff Heimat? Wo ist deine Heimat?

JW:     Mir geht da der Song von THE SOUNDS durch den Kopf „Home Is Where Your Heart ist“. Mein Herz wird wohl immer hier sein, hier, wo ich wohne. Ich bin aber auch im Tourbus unterwegs. Familie und Freunde sind mir sehr wichtig. Eigentlich ist meine Heimat also überall dort, wo meine Familie oder meine Freunde sind.

RN:     Du bist das „jüngste“ Mitglied von AMON AMARTH und seit 2016 mit an Bord. Wie gefällt es dir in der Truppe? Sind die Jungs nett zu dir?

JW:     Die Jungs sind grossartig. Ich bin zwar erst kurz dabei, es fühlt sich aber an, als würden wir uns schon lange kennen.

RN:     Sag mal, kennst du den Grund, warum viele Metalbands aus Schweden oder Finnland kommen, besonders Death und Black Metal?

JW:     Ich habe da so meine Ideen. Zuerst einmal denke ich, hat es damit zu tun, dass es bei uns oft kalt ist und dunkel. Du kannst nicht raus, musst in der Stube hocken und wirst wütend. Und dann machst du Musik und schreibst Texte – und dabei kommt dann Metal raus.

Jocke sitzend, der Dritte von links

RN:     AMON AMARTH sind eine schwedische Band mit Wikinger-Thematik. Da gehören Asgard und Thor und Loki dazu – euer Bandname stammt aber vom Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe. Welche Geschichte hat man dir als jüngstem Mitglied der Band über die Entstehung des Namens erzählt?

JW:     Die Jungs haben mir die Geschichte erzählt und ich nehme an, sie stimmt. Die Band war dabei, sich Namen zu überlegen und diskutierte hin und her. Dann kam Ted dazu, der sich damals mit Tolkien befasste, allerdings mit dem „Silmarillon“. Er kam also dazu und sagte, dass die Band AMON AMARTH heissen müsse. Die Jungs hätten kurz überlegt und waren dann einverstenden.

RN:     Wenn du einen der Charaktere in Herr der Ringe darstellen dürftest, welches wäre deine Lieblingsrolle?

JW:     Es gibt ja viele spannende Charaktere. Ich wäre aber sicher nicht Saruman oder Gandalf, auch nicht Sam oder Frodo, die wären mir zu smart. Meine Lieblingsrolle wäre Aragorn, weil er ein stiller Held ist, ein ruhiger, überlegter Mensch.

RN:     Befassen wir uns etwas mit eurem neuen Material. Im Mai kommt „Berserker“ auf den Markt, euer elftes Studioalbum. Worum geht es auf der Scheibe?

JW:     Es geht um verschiedene Themen. Ein zentrales sind die Berserker, eine furchtlose Truppe von Wikingern, welche sich ekstatisch in die Schlacht stürzten. Auf dem Album erzählt „The Berserker At Stamford Bridge“ die Geschichte eines Kampfes der Wikinger gegen die Engländer. Ein Berserker blieb standhaft und widerstand den Engländern lange. Das steht für den Albumtitel.
Die anderen Songs stehen jeweils für sich selbst ohne Bezug zum Titelthema. Aber natürlich gibt es verschiedene Songs mit Bezug zur Wikingermythologie.

RN:     Johan (Hegg) hat „Berserker“ als AMON AMARTH 2.0 bezeichnet. Kannst du mir erklären, was damit gemeint ist?

JW:     Für mich steht 2.0 vor allem dafür, dass AMON AMARTH zum ersten Mal einfach das gemacht haben, was sie wollten. Früher hatte es mehr Bedeutung, den Viking Metal zu machen, den die Fans erwarteten. AMON AMARTH hat jede menge Songs geschrieben, hat ein Album nach dem anderen herausgebracht – das ging „schnipp“. Versteh mich richtig, das war schon immer grossartige Musik, waren sehr gute Songs und Alben. Aber jetzt macht die Band noch stärker das, was ihr gefällt – und die Fans tragen diese Entwicklung mit, akzeptieren es. 2.0 bedeutet einerseits, dass sich das Lineup seit 17 Jahren zum ersten Mal geändert hat und zum anderen ganz stark so, dass wir nur das machen, was wir wollen und nicht das, was wir „müssen“.

Und natürlich hat sich auch der Sound geändert, nicht fundamental, aber doch. Es ist nicht eine neue AMON AMARTH, aber eine Art upgedatete Version – AMON AMARTH 2.0 halt.

RN:     Welche Tracks auf dem Album haben für dich eine spezielle Bedeutung? Hast du einen Lieblingssong?

JW:     Auf eine persönliche oder emotionale Art hat kein Song eine spezifische Bedeutung für mich. Allerdings habe ich Lieblingssongs; „Wings Of Eagles“ und „Into The Dark“.

RN:     Beim CD Release von ELUVEITIE gab es ein richtiges Drumsolo, wie man das von Metalbands kaum kennt. Ist das auch für dich denkbar?

JW:     Ich habe das auf einer früheren Europa-Tour gemacht. Das war spannend. Allerdings muss ich da noch etwas drüber nachdenken, weil ich damals nicht so richtig wusste, was ich spielen soll. In der Band haben wir noch nicht darüber gesprochen, aber ich wäre nicht total abgeneigt (lacht).

RN:     Was ist der wichtigste Job eines Drummers beim Songwriting?

JW:     Das Schwierigste ist, kreativ zu sein. Wenn du eine Melodie hörst oder ein cooles Riff, dann denkst du, okay, das ist jetzt das Tempo. Das könnte ich den ganzen Song lang spielen, aber es würde wahrscheinlich langweilig werden. Also überlegst du dir etwas, was nicht so kompliziert ist, dass es die Melodie oder das Riff ruiniert, gleichzeitig aber interessant genug ist, damit die Leute weiterhin zuhören, ohne dass ihnen langweilig wird.
Aber manchmal muss es halt auch einfach sein, Viervierteltakt ohne grosse Aufreger.

RN:     Ihr werdet nach dem Release direkt in die Open Air Saison starten, es sind schon einige Festivaltermine mit euch bekannt. Was erwartest du von dieser Saison?

JW:     Ich erwarte nicht weniger oder mehr als von den früheren Festivaltouren. Es ist ja auch nicht Alles neu; wir haben zwar ein neues Album draussen, aber Konzerte spielen wir oft. Meine Live-Philosophie ist; erwarte Nichts und bekomm Alles. Verstehst du? Wenn deine Erwartung tief ist, kannst du positiv überrascht werden.
Ich erwarte von mir, dass ich gut spiele und werde mich an den Reaktionen der Fans erfreuen, speziell auch an den Reaktionen zu den neuen Songs.

RN:     Kannst du beschreiben wie es ist, als Drummer auf die Bühne zu kommen an einem Festival, wo dreissig, vierzig oder fünfzig tausend Leute da sind?

JW:     Ich kann das nicht beschreiben, Naja, ich kann’s versuchen. Zuerst einmal ist es grossartig, begeisternd, beeindruckend.
Das Intro geht los, ich nehme meine Sticks, sammle mich emotional, gehe meine Routine durch. Dann gehe ich auf die Bühne, hinter meine Drums und hebe meine Sticks in die Luft. Was dann abgeht, ist unglaublich. Die Fans schreien und begrüssen dich, das ist so emotional, da wird dir warm ums Herz. Es ist unbeschreiblich, man muss das selber erlebt haben. Ich werde an einem der nächsten Festivals versuchen, mein Handy dabei zu haben und ein Bild oder kurzes Video zu machen – es ist wirklich unglaublich.

RN:     Bevor wir zum Ende kommen, möchtest du den Fans in der Schweiz noch etwas mitteilen? Die werden das hier nämlich in ein paar Tagen sehen oder lesen können.

JW:     Ich hoffe, lesen (lacht). Zuerst einmal freue ich mich sehr auf die Konzerte in der Schweiz. Zum Einen habt ihr wunderbares Bier in der Schweiz, sehr vielfältige und unterschiedliche Biere. Und dann werde ich mich an eurer wunderbaren Natur erfreuen und ich bin sehr gespannt auf eure Reaktionen zu den neuen Songs. Ich denke, es wird grossartig sein.

RN:     Jocke, herzlichen Dank für deinen Zeit und das interessante Gespräch!

AMON AMARTH – „Crack The Sky“
AMON AMARTH online

https://www.amonamarth.com/
https://www.facebook.com/amonamarth