Aller guten Dinge sind drei – Heldreith

Aller guten Dinge sind drei – Heldreith

Allerdings ist es schon 13 Jahre her, seit die italienischen Prog-Metaller von HELREIDH ihre EP „Fingerprints Of The Gods“ herausgebracht haben. Das war zwei Jahre nach dem Erstling „Memoires“. Das geplante und sehnlichst erwartete zweite Album „Earth Chronicles“ erschien nicht, da sich die Band wegen interner Differenzen auflöste.

Jetzt sind also 13 Jahre ins italienische Land gezogen. Die beiden Gründungsmitglieder Yorick (Guitar) und Luca Roggi (Drums) haben sich mit Max „The Voice“ Bastasi (Vocal), Aligi Pasqualetto (Keyboard) und Francesco „Frana“ De Paoli (Bass) neue Mitspieler an Bord geholt und das Album „Fragmenta“ eingespielt. Aus reinem Prog Metal ist eine Mixtur geworden, welche auch „Elemente von klassischem Rock, Hard Rock und Progressive Rock“ enthalten.

Bereits nach dem ersten Reinhören empfand ich das Album als sehr melodiös, ein Stück weit fast zu seicht.

Nach dem mehrfachen Spielen der Scheibe muss ich dieses erste Urteil als zu ungenau und weitgehend ungerechtfertigt korrigieren. Vor mir liegen 45 Minuten sehr abwechslungsreiche Musik, welche wirklich verschiedene Stile zusammenbringt. Und das gelingt der Band auf wirklich gute Art und Weise. Mit ganz wenigen Ausnahmen ist dieser Merge rund und stimmig. Einzig, der Pro Metal ist weitgehend verschwunden. Die Rockparts überwiegen, zeigen jedoch eine enorme Bandbreite von sehr sanften, melodischen Stücken bis hin zu harten Songs mit fetten Riffs und Metalanleihen.
„Exordium; Fragmenta“ gehört klar zur ersten Kategorie und ist rein instrumental. „In Hoc Signo Vinces“ steigt dann mit metallenen Blast Betas ein und nimmt Fahrt auf. Hier kommen auch die ersten, mehrstimmigen Gesangsparts zum Einsatz. Und dabei zeigt sich, was ich meine; Max „The Voice“ singt eine klassische Rockstimme und zwar ausgezeichnet.

„Ex Visionibus … Fatus“ lässt den Zuhörer wieder herunterkommen. Mit einem wunderschönen Gitarrenlauf im Hintergrund, einer Keyboardbasis und melodiösen Stimmen beginnen fast 11 Minuten HELREIDH. Der Song startet aber nach einer guten Minute durch, wird schneller und bleibt auf dieser hohen Kadenz. Rock, fast schon wieder Metal, jedoch immer wieder unterbrochen von Gesangseinlagen, welche das Tempo brechen und dem Zuhörer wieder Zeit geben, um sich auf die Texte zu konzentrieren. In den sehr individuellen und eigenständigen Geschichten, welche die Italiener hier erzählen, zeigt sich eine starke, literarische Qualität. Ein kleiner Ausschnitt aus „Ex Visionibus…Fatus“, gesungen in Latei und hier ins Englische übersetzt.

Cum mihi solo sedeo                   (I sit alone with myself,

et hec revolvens palleo,                and, thinking over these things, I grow pale,

si forte capud sublevo                  if perhaps I raise my head,

nec audio nec video                      I do not hear, I do not see)

Tu saltim veris gratia                    (You, at least, for the sake of spring,

exaudi et considera                                  listen to this and look closely at

frondes flores et gramina,                       the leaves, the flowers and grass,

nam mea languet anima.            for my soul languishes)

 

„Orfeo’s Lament“ ist dann wieder eine wunderschöne Ballade, welche die Qualitäten von Yorick Roggi als Gitarrist zeigt. Das ist grosses Theater, wenig Aufhebens und dennoch sitzt jeder Sohn, passen die Tempi und Läufe, prägen die Songs, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Good Work! „Shades Of My Untimely Autumn“ ist wieder ein melodisch vertontes Gedicht. Es zeigt die Vorliebe der Roggi-Brüder für das Mittelalter, hier wird die Band verstärkt durch die Stimme von Marco Concorreggi.

Damit wir aber nicht zu stark wegtauchen, steht mit „Zep Tepi“ plötzlich wieder eine Rocknummer im Raum, Gitarrenriffs und Drumbeats klar aus dem Metalfundus der Band, rhythmisch sehr abwechslungsreich.

Das Album endet, wie es begonnen hat; instrumental. „Congedum: Whispers From Outer Space“ wirkt auf mich ziemlich abgespact – mit dem Titel muss es das wohl auch. Die Synthesizer-Elemente hätte man hier ohne Qualitätsverlust weglassen können.

Alles in Allem finde ich das Album grandios. Es richtet sich an den Freund melodischer Rockmusik mit leichtem Metal-Touch. Gespielt wird auf hohem technischen niveau, das Album klingt ausgereift, es zeigt eine enorme kreative Breite, sowohl bei der Musik als auch bei den Texten. Es hat sich wahrlich gelohnt, ein zweites und drittes Mal konzentriert reinzuhören.

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